Eines der schönsten Elemente westafrikanischer Kultur, welches mittlerweile überall auf der Welt geschätzt wird ist Kente.
Auch unter dem ursprünglichen Ewe-Namen KETE bekannt, sind diese Stoffe ein besonderes Medium unserer Geschichte und Kultur. Sie tragen Erinnerungen in sich, welche die mündliche Weitergabe unserer Geschichte unterstützen und sichern.
Wir werden uns einige Quellen zum Ursprung dieser Kunst ansehen bzw. anhören. Wir werden die Bedeutung der Farben und Muster erörtern, sowie traditionelle Stücke präsentieren. Ein Blick auf aktuelle Trends darf am Ende natürlich auch nicht fehlen.
Jede verwendete Quelle wird angegeben, nicht nur um wissenschaftlich zu arbeiten, sondern um die hohe Wertschätzung zu betonen, die ich für jede Person empfinde, die in gleicher Mission arbeitet.
Glücklicherweise ist Kente nicht mehr nur der Königsfamilie vorbehalten. Trotzdem ist es immer noch viel mehr als ein Gebrauchsgegenstand, auch wenn dieser nur ein Print und nicht traditionell gewebt wird. Wir adaptieren Muster und Farben und erinnern uns damit einer vielfältigen Kultur, die so bunt ist, wie die Farben der Stoffe.
Ob als Kleidungsstück oder Accessoire, Kente ist immer ein Blickfänger und kann uns damit als Eisbrecher und Kommunikationselement dienen. Wir repräsentieren einen wichtigen Teil unserer Kultur und sorgen damit für Sichtbarkeit und Selbstverständlichkeit.
Kente oder Kete? Ewe oder Asante?
Ein Thema, das hier erörtert wird, aber nicht entschieden werden kann bzw. soll ist die Herkunft dieser speziellen Kunstform oder welche Bezeichnung nun die richtige sein soll. Aufzeichnungen und Beobachtungen sind sehr alt, aber nicht so alt, dass eine lückenlose Aufklärung möglich ist. Ich habe allerdings zur Herkunft sehr gutes Quellmaterial gefunden, welches ich im Folgenden gerne mit dir teile!
Die hier bereitgestellten Informationen habe ich einer wissenschaftlichen Veröffentlichung von Michael Osei Agibey aus dem Jahr 2016 entnommen.
Die Quelle ist auch online zu finden und wird – wie üblich – am Ende des Eintrages genannt.
Viel Spaß beim Lernen
BLAU steht für Frieden, Liebe und Harmonie.
GRÜN repräsentiert Wachstum, Ernte, Pflanzen, Erneuerung und spirituelles Wachstum.
Mit Gelb soll Wohlstand, Fürstlichkeit, Fruchtbarkeit und Reichtum ausdrücken.
Rot steht vor allem für Tod, Trauer und Beerdigung.
Schwarz symbolisiert Reife, spirituelle Energie, Trauer, Beerdigung und Übergangsriten.
Gold soll Reichtum, Fruchtbarkeit, Wohlstand und Fürstlichkeit betonen.
Grau steht für Heilungsriten sowie Reinigungsriten und symbolisiert Asche.
Pink wird genutzt um Weiblichkeit, Milde und weibliche Eigenschaften auszudrücken.
Weiß ist wichtig für Reinheit, Reinigungsriten und Festivitäten.
Rotbraun/ kastanienbraun steht für unsere Mutter Erde und für Heilung.
Lila repräsentiert Weiblichkeit.
Silber wird mit dem Mond assoziiert und symbolisiert Frieden und Freude.
Michael Osei Agibey u.a.
The Impact of Cultural Values in the Development of the Cultural Industry: Case of the Kente Textile Industry in Adan womase of the Kwabre East District, Ghana (researchgate.net)
Wenn es um Kente geht, gibt es viele Quellen und noch mehr Meinungen. Ich habe für euch die am besten belegte Abhandlung über den Ursprung der Kente Webkunst (die ich finden konnte), in Auszügen übersetzt. Sie stammt von Philip Atsu Afeadie und aus dem Jahr 2013. Die genaue Quelle findet ihr am Ende des Textes. Viel Spaß beim Lesen und Lernen!
Das Zentrum des Webens in Ghana ist Bonwire. Die Weber der Ewe und Asante haben viel gemeinsam.
Anscheinend kommt das Webstuhl-Weben der Ewe und Asante aus verschiedenen Quellen außerhalb Ghanas. Der älteste Beweis für Webstuhl-Weben in Süd-Ghana wurde in einem von den Brong besetzten Gebiet gefunden, den nördlichen Nachbarn der Asante. Ausgrabungen an Brong-Stätten in Begho und Bono Manso haben eine große Anzahl an Spindelwirbeln und Färbelöchern freigelegt, die auf eine örtliche Stoffherstellung zwischen dem 14. und 18. Jahrhundert hindeuten. […] In Asante ist vor dem 18. Jahrhundert über das Weben nicht viel bekannt.
In mündlicher Asante Überlieferung wird jedoch der Ursprung des Webens dem Einfluss aus Gyaman, nahe Bondoukou in der Elfenbeinküste während des späten 17. Jahrhunderts, zugesprochen. Es besteht der Glaube, dass während der Herrschaft von Oki Akenten, ein Mann aus Bonwire namens Ota Kraban Gyaman besucht hat. Er kehrte zurück mit einem Webstuhl und führte das Weben ein. Insbesondere in Asante hatte sich das Weben zum 18. Jahrhundert hin zu einer Art „Industrie“ entwickelt. […]
Dass Brong-Weber 1723 von Asantehene Opoku an den Königshof gebracht wurden um Waren anzubieten, bezeugt ihre Wichtigkeit für Asante Webkunst Traditionen. Wie das Weben in Brong selbst begann ist nicht genau bekannt. Es gibt jedoch Indizien dafür, dass die Mande aus Kong das Weben in die Brong Region eingeführt haben. […]
Eine weitere Gruppe, welche die Asante Webkunst beeinflusst hat, waren die Gonja und Dagomba Weber aus Nord-Ghana, ebenso wie die Mossi Weber aus Burkina Faso. […] Zum 19. Jahrhundert hatten die Asante Weber auf kreative Art und Weise alle Einflüsse auf ihre Kunst kombiniert und eine der komplexesten Textil-Industrien in West-Afrika entwickelt. […]
Die Ewe
Gemäß mündlicher Überlieferungen der Ewe haben deren Weber die Webkunst im Zuge ihrer Migration aus dem Gebiet von Yorubaland in West-Nigeria und der Republik Benin nach Ghana mitgebracht.
Von der Zeit der Migration an wurde Keta zum Zentrum des Webens für die südlichen Ewe. Denn dort wurde der Stoffmarkt zum 18. Jahrhundert die Haupt-Verkaufsstelle für gewobenen Stoff in der Region.
Dieser frühe Stoff war einfach gewebt mit entweder blauen und weißen oder roten und weißen Streifen. In späteren Jahren wurde die Nutzung von ikat unter den südlichen Ewe üblich. Dies ist eine Batikfärbung der Kettfäden um Farbvariationen in den Strängen zu erzeugen.
Abgesehen von mündlichen Überlieferungen ist die früheste Beschreibung des Webens bei den südlichen Ewe in einem Bericht von Phillip Eytzen, einem Funktionär der Dutch West Indies Company, zu finden. Im April 1718 beobachtete er;
„Ich habe hier in Quitta (Keta) eine große Anzahl an Kindern und Männern gefunden, die ständig damit beschäftigt sind, Baumwolle auf kleine Stäbe von etwa einem Fuß Länge zu spinnen.“
[…]
Das älteste Tuch der zentralen Ewe war den Decken des inländischen Niger Delta ähnlich. In Kpetoe wurde Tuch mit rot, gelb oder grün gefärbter Baumwolle gewebt. Normalerweise wurden nur zwei Farben in einem Tuch verwendet; rot und weiß oder rot und gelb oder grün und rot. […] Der nördliche Ewe-Weber, so wie sein Nachbar im Süden, webte in frühen Siedlungstagen Stoff in Decken-Form. […]
Handelsbeziehungen zwischen den Ewe und dem „Norden“ waren die Hauptquelle der Inspiration für das Weben der Ewe. […] Trotz des Einflusses aus dem Norden auf die Webkunst der Ewe, gehen einige der repräsentativen Muster der Ewe-Webkunst auf lokale Initiative zurück. […]
Es ist nicht viel bekannt über Kontakt zwischen den Ewe und Asante in deren frühen Jahren des Webens. Das Weben entwickelte sich in den zwei Regionen in unterschiedlichen Linien. Dies wird belegt z.B. durch die Unterschiede in den Mustern der Ewe und Asante Stoffe.
Ewe Stoffe enthielten detailreiche Gestaltungen mit dekorativen Motiven, die hauptsächlich gegenständlich waren. Währenddessen waren in Asante Stoffen die Motive eher abstrakt gestaltet . […]
Abgesehen von anderen Unterschieden in den zwei Webkunst-Traditionen, arbeiteten Asante Weber ursprünglich auf besondere Bestellung. Denn das Weben hat sich entwickelt, um die Erfordernisse des Asantehene und seines Hofstaates in Kumasi zu erfüllen.
Generell mangelte es den Ewe am besonderen Stimulus durch königliche Kundschaft. Aber dies begünstigte eher die freie Wahl bei Experimenten und Innovationen. Andere Anreize würden die Ewe-Webkunst stimulieren, so wie auch Markt-Zentren wie z.B. Keta in frühen Tagen und später Agbozume.
Offensichtlich teilen Ewe und Asante externe Einflüsse als Ursprung der Herkunft ihrer Web-Traditionen. […] Es ist auch offensichtlich, dass das frühe Weben und dessen Stoffmusterung der Ewe sich entlang verschiedener Richtungen als bei den Asante entwickelt hat.
Folgender Beitrag besteht aus einem Auszug aus einer kurzen Abhandlung von Sjarief Hale im African Arts Journal aus dem Jahr 1970 und beschreibt eingehend, wie Kente gefertigt wird.
[…]
Da Seiden-Fäden nicht auf der Spule oder am Strang von den Sahara-Händlern verkauft wurden, mussten Seidenstoffe per Yard oder in Einzelstücken in jeglicher erhältlichen Länge oder Größe gekauft werden. Da traditionell die Frauen den Faden für das Weben durch die Männer vorbereiteten, war es aller Wahrscheinlichkeit so, dass die Frauen und Mädchen die erworbenen Seidenstoffe auftrennten um die Fäden bereitzustellen, mit denen die bunten und manchmal experimentellen Kente Muster des Tages gewebt wurden.
Einige der generell ungeschriebenen Regeln und Verordnungen bestand darin, dass Frauen niemals Weber sein könnten, weil ihre Menstruation als Störung bei der Produktion der Stoffe oder als Ursache ungewollter Mächte, die sich möglicherweise um den fertigen Stoff entwickeln würden, betrachtet wurde.
Kein Webstück durfte an einem Freitag angefangen werden. Keine Frau durfte während ihrer Periode einen Webstuhl berühren und sie konnte mit ihrem Weber-Ehemann nur mithilfe einer weiteren Person sprechen, vorzugsweise einem Kind.
Diese vorsichtigen Beschränkungen wurden bewahrt und spiegeln sich heute in der Aufgabenverteilung wieder. Der Baumwoll-Samen wird von den Frauen der Ashanti gepflanzt, geerntet, gesponnen und auf Spulen gewickelt. Es sind die Männer, welche die Fäden aufziehen, ihren Webstuhl und ihr Werkzeug bauen oder kaufen und die Verbesserungen an ihren eigenen speziellen amulett-typischen Riemenscheiben für die Litze durchführen.
[…]
Mit den Jahren wurde die tatsächliche Webtechnik hoch spezialisiert und wird von zeitgenössischen Handwerkern sehr streng befolgt. […]
Aufbau eines Kente Webstuhls
von Nana Afia Amponsaa Opoku-Asare in Badoe, William & Opoku-Asare, Nana Afia. (2014). Structural Patterns in Asante Kente: An Indigenous Instructional Resource for Design Education in Textiles. IISTE Journal of Education and Practice. 5.
Wenn ein Kente-Weber sein Tagwerk vollbracht hat oder seinen Stellplatz ändern möchte, bindet er einfach das Bündel von Kettfäden von ihrem Anker los und rollt die Litzen, das Weberblatt und den bereits hergestellten Teil Kente um den Bauchstab und trägt es mit sich, wohin auch immer er gehen möchte.
Kente Stoff wird manuell oder mit einer Maschine hergestellt, indem mehrere Streifen von gleicher Länge und ähnlichem Muster Seite an Seite genäht werden. Die traditionelle Größe eines Tuches für Männer beträgt ungefähr 5 x 8 Fuß (1,52 x 2,43 Meter). Es wird wie eine römische Toga um den Körper und über die linke Schulter getragen.
Frauen […] nutzen zwei Tücher. Eines wird zerschnitten, um daraus ein langes, formales Kleid in Knöchellänge zu fertigen, während das andere in gleicher Größe, Farbe und Muster wie ein Schal oder manchmal als Tragetuch auf dem Rücken genutzt wird. […]
Hale, Sjarief. “Kente Cloth of Ghana.” African Arts 3, no. 3 (1970): 26–29. https://doi.org/10.2307/3334492.